Bei bestem Wetter konnten wir am vergangenen Freitag unsere Symboleiche einpflanzen. Unterstützung erhielten wir dabei neben einigen Dorfbewohnern durch verschiedene Vertreter der GRÜNEN, NABU, Fridays for Future, Regenwald-Hilfe e.V. und weiteren Gleichgesinnten wie z.B. Jörg Grube, Wilfried Stegmann (Klimaschutz Heidekreis) und Diplomforstwirt Aribert Heidt. 

Mit unserer Aktion haben wir ein Zeichen gesetzt FÜR den Walderhalt, FÜR den Schutz unserer schönen Natur, und somit FÜR den Erhalt unserer l(i)ebenswerten dörflichen Umgebung. Natur- und Klimaschutz ist ein globales Thema, aber fängt vor unser aller Haustür an! Wir wollen wach machen, aufrütteln und zum Umdenken bewegen!

Gemeinsam können wir am meisten erreichen und daher bedanken wir uns ganz herzlich bei allen Gästen und Unterstützern dieser Aktion!

 

Zum Artikel der Walsroder Zeitung, welche über die Baumpflanzaktion berichtete, gelangen Sie hier.

 

Rede zur Pflanzung der Widerstandseiche

Liebe Krelinger und Westenholzer, liebe Gäste, liebe Freunde von NABU, BUND, Regenwaldhilfe, Klimaschutz Heidekreis und Fridays for Future!

Willkommen in Krelingen!
Willkommen in dieser typischen Heidelandschaft im Wechsel von Wald, Wiese, Ackerland und Heide.

Willkommen sagt Ihnen die Bürgerinitiative Krelingen-Westenholz. Die Bürgerinitiative, das sind engagierte Bürger aus Krelingen und Westenholz. Wir sind nicht einige wenige, sondern der größte Teil der Einwohner.

Hier, in dieser weitestgehend intakten Heidelandschaft soll ein Gewerbegebiet entstehen. Diese Landschaft soll nach dem Willen von Kommunalpolitik und Verwaltung verschwinden. Sie soll dem vermeintlichen Fortschritt in Form eines riesigen Gewerbegebiets geopfert werden.
Wir sagen: NEIN!
Wir sagen: Das wollen wir nicht!

Man könnte meinen, der Widerstand gegen das von der Stadt Walsrode hier geplante Gewerbegebiet „Krelinger Heide“ habe nachgelassen, weil es ruhiger geworden ist. Das Gegenteil ist der Fall. Coronabedingt waren und sind die Möglichkeiten öffentlich sichtbaren Protestaktionen nur eingeschränkt möglich. Der Widerstand aber geht weiter und um dies zu demonstrieren, sind wir heute hier zusammengekommen.
Die Bauleitplanung als Voraussetzung für die Schaffung eines Gewerbegebiets liegt bei der Stadt Walsrode. Das Baugesetzbuch sieht eine Beteiligung der Öffentlichkeit vor.
Weitestgehend findet die Arbeit aber hinter verschlossenen Türen im Rathaus statt. Das ist nicht ausreichend.
Die Kommunalpolitiker wollen nicht mit uns reden.
Am 30. Juni 2020 hat die Bürgerinitiative während einer Ratssitzung in Walsrode Unterschriften gegen das Gewerbegebiet übergeben.
415 von 574 Wahlberechtigten in Krelingen gegen das Gewerbegebiet, das sind 72 %! Reaktion: Null!
Auf dem Kreisparteitag der SPD, das ist seit 53 Jahren meine Partei, habe ich um Gehör gebeten, Reaktion: Null!

Auf überörtlicher Ebene, von den Politikern in Bund und Ländern werden Reden zur Rettung des Klimas gehalten. Aber wenn es dann darum geht, diese Absichtserklärungen vor Ort in die Tat umzusetzen, will niemand mehr etwas von Klimaschutz und dem Erhalt von Wald und Natur wissen.
So geht es nicht!

Dabei wird in Brandenburg, wo TESLA eine riesige Fabrik errichtet gerade vorgemacht, wie man es nicht machen darf. Das Grundwasser dort ist stark gefährdet.
Und das Grundwasser hier? Das Wasserwerk Düshorner Heide, von dem ein Großteil des Südkreises das Wasser bekommt, ist hier um die Ecke, ca. 3 km entfernt. Wasserschutzzone IIIb gilt hier. Grundwasser und Trinkwasserversorgung sind in Gefahr. Durch evtl. Versickerungsmaßnahmen kann dieser Verlust nur unzureichend ausgeglichen werden.
Schutzgut Boden: Der Boden übernimmt vielfältige Funktionen im Naturhaushalt und bildet eine der wichtigsten Lebensgrundlagen für Mensch und Tier. Bei dem Boden im hier geplanten Industriegebiet handelt es sich um besonders wertvollen Heidepodsol, der durch die Versiegelung seine Funktion verliert.
Auch auf die übrigen Schutzgüter Mensch, Luft und Tier hat das Industriegebiet unmittelbare und schädliche Auswirkungen. Das ist der Kommunalpolitik offensichtlich völlig egal!

Zu fragen ist: Brauchen wir überhaupt ein neues Industriegebiet?
Ich sage: NEIN!
In den umliegenden Kommunen sind in den letzten Jahren erhebliche Gewerbeflächen hinzugekommen. Riesige Areale wurden zubetoniert und versiegelt. Einige Kilometer weiter: Hodenhagen, Bomlitz/Benefeld, Bad Fallingbostel, … – Zum Teil sind diese Hallen unvermietbar und stehen leer. Im Walsroder Gewerbegebiet „Große Schneede“ kommen nun 5 Monsterhallen hinzu.

Schon vor über 50 Jahren hat der Club of Rome auf die Grenzen des Wachstums hingewiesen.
Diese Grenzen sind jetzt nicht nur erreicht, sondern weit überschritten.
Darum: NEIN zu weiteren Industriegebieten!
Darum: NEIN zum Gewerbegebiet „Krelinger Heide“!
Es ist genug!

Ursprünglich plante die Stadt Walsrode hier ein Industriegebiet von 145 ha. Ob das noch aktuell ist, ist nicht bekannt, mit uns redet ja niemand. Betroffen ist auf alle Fälle das Gebiet östlich der Kreisstraße 146 von hier bis zur Autobahnanschlussstelle Westenholz. Es ist ein Riesengebiet, überwiegend Wald. Das soll nach dem Willen der Kommunalpolitik alles weg. Das kann doch niemand wollen!
Unsere Natur ist gesetzlich geschützt. § 1 Baugesetzbuch besagt, dass die städtebauliche Entwicklung mit umweltschützenden Maßnahmen, auch in Verantwortung gegenüber kommenden Generationen, in Einklang zu bringen sei. Eine menschenwürdige Umwelt sei zu sichern. Die natürlichen Lebensgrundlagen seien zu erhalten.
Das ist geltendes Recht. Dem läuft das hier geplante Industriegebiet direkt entgegen.
Das wollen wir nicht, das muss verhindert werden.
Das Baugesetzbuch gilt auch in Walsrode.
Das Gesetz kennt auch Ausgleichsmaßnahmen, doch was helfen hier Ausgleichsmaßnahmen? In den Gemarkungen Krelingen und Westenholz gibt es entsprechende Flächen nicht. Was nützen hier Ausgleichszahlungen mit denen dann vielleicht Braunkohlentagebaue in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt renaturiert werden? – Nichts! Unsere Natur wäre zerstört, unwiederbringlich und unwiderruflich.

Dann gibt es noch das Argument, die Erschließung werde umweltverträglich vorgenommen. Das haben wir schon einmal gehört. Hier gleich gegenüber ist die Schießanlage der Kreisjägerschaft Fallingbostel. Auch dort wurde uns im Jahre 2005 gesagt, das sei alles nicht so schlimm und werde umweltverträglich hergerichtet. Das ist nachweislich falsch. Laut gutachterlicher Feststellung ist die Schießanlage eine Gefährdung für Mensch und Tier. Sie ist dringend sanierungsbedürftig. Hochgiftige und krebserregende Schiessrückstände wie Arsen und Blei liegen dort tonnenweise herum. Sanierungsmaßnahmen dürfen dort nur in Schutzkleidung und unter Atemschutz durchgeführt werden. Das ist die Realität und das wollen wir nicht!

Uns Krelingern und Westenholzern wird immer wieder vorgehalten, wir seien gegen alles. Das trifft doch nicht zu.
– Schießlärm durch den Truppenübungsplatz Bergen – Hohne
– Schießstand der Kreisjägerschaft Fallingbostel – ein Kapitel für sich
– Autobahnen A7 und A27
Umweltbelastungen mit unmittelbaren Auswirkungen für die Menschen, die hier leben, haben wir reichlich.

Aufgabe der Stadt ist sicher auch, auf die Schaffung von Arbeitsplätzen hinzuwirken. Die Arbeitslosigkeit in Walsrode liegt bei 5 %. Laut Umweltbericht zum Flächennutzungsplan ist die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Walsrode seit Jahren positiv. Hier besteht also kaum Handlungsbedarf.

Zur Aufgabenerfüllung braucht die Stadt Steuereinnahmen. In der Logistik und im Internethandel sind internationale Betriebe tätig, die ihren Firmensitz nicht in Walsrode haben. Ob in Walsrode, und wenn ja, in welcher Höhe Steuern anfallen, ist völlig ungewiss.

Was spricht für ein Industriegebiet?

Arbeitsplätze – wohl eher nicht. Arbeitsplätze in der Logistik und im Transportgewerbe sind wenig anspruchsvoll und schlecht bezahlt.

Gewerbesteuern – es ist ungewiss, ob und in welcher Höhe Gewerbesteuern in der Stadt ankommen.

Was spricht gegen ein Industriegebiet?
Naturzerstörung und Umweltbelastung in einem unvertretbaren Umfang – besonders für die Krelinger und Westenholzer.

Wir rufen zu nachhaltigem Widerstand gegen das Industriegebiet auf. Wägen Sie ab und entscheiden Sie selbst. Entscheiden Sie sich insbesondere im Hinblick auf die Kommunalwahl am 12. September.
Von den Rathausparteien haben sich lediglich die Grünen und die FDP gegen das Industriegebiet ausgesprochen. Das sollten Sie wissen.
Wollen Sie einer der anderen Parteien, die durch die Umsetzung eines Industriegebiets hier in dieser völlig intakten Natur, für die Zerstörung unserer unmittelbaren Heimat verantwortlich sind, Ihre Stimme geben?

Ich jedenfalls werde das nicht tun.

Dieter Heidmann, Krelingen
3. September 2020