Worum geht’s?

Die Stadt Walsrode hat am 20.08.2019 eine Neuaufstellung des Flächennutzungsplans der Stadt Walsrode beschlossen. Im Autobahndreieck zwischen der A7 und der A27 soll demnach eine etwa 143 ha große Fläche als künftiges Gewerbegebiet entstehen. Vorrangig sollen sich dort Logistikunternehmen mit großen Hallen ansiedeln. Eine mehrmodale Abfertigung des Logistikverkehrs auf Schienen ist zunächst nicht vorgesehen.

Bereits jetzt sind die Bewohner der Ortschaften Krelingen und Westenholz erheblichen (über-)regionalen Belastungen ausgesetzt:

Lärm

  • Verkehrslärm durch die unmittelbar in der Nähe gelegenen Autobahnen A7 und A27
  • Schießlärm durch den nahegelegenen Truppenübungsplatz Bergen
  • Schießlärm durch das Schießsportzentrum in unmittelbarer Ortsnähe von Krelingen
  • Lärmbelästigung durch an- und abfahrende LKW des großen Parkplatzes an der A27 in unmittelbarer Nähe Krelingens
  • Belastung durch häufigen Umleitungsverkehr bei Verkehrsbehinderungen auf den Autobahnen
  • Fluglärm durch den Sportflughafen Hodenhagen

Klimatische Entwicklung

  • Der Sommer 2018 war durch eine große Dürre geprägt, im Sommer 2019 weitere erhebliche Verschärfung der Lage durch 27 % weniger Niederschlag als im Durchschnitt
  • zusätzlich sorgten Temperaturrekorde (Lingen/Ems 42,6 °C) und anhaltende Hitzeperioden für hohe Verdunstungsraten (Quelle: DWD).
  • Waldsterben: „Noch zwei, drei solche Hitzesommer und Trockenjahre wie im Jahr 2018 und wir werden den Schwarzwald nicht wiedererkennen (…).“ Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer
  • Stadtwerke Böhmetal und Wasserversorgungsverband riefen zu Spitzenzeiten zum verantwortungsvollen Umgang mit Trinkwasser auf
  • Klimawandel schreitet voran

Landwirtschaftliche Entwicklung

  • Ressourcenknappheit beim Viehfutter durch Trockenheit
  • Ernteerträge ebenfalls schlecht durch Trockenheit
  • härtere Vorgaben der Politik für Düngung und Pflanzenschutz
  • Flächensterben“ durch Enteignungen, Nutzungsänderungen (Umwandlung Acker-/Grünland in Gewerbe-/Industrieflächen)
  • Entwicklung zu alternativen Energiegewinnungsverfahren, welche einen immer größeren Teil der Landwirtschaft einnehmen (Monokulturen zur Fütterung von Biogasanlagen, Verlust von landwirtschaftlichen Flächen durch Windparks, etc.)

Gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen

  • Einzelhandel am Aussterben, dafür Florieren der Großkonzerne
  • Onlineversandhandel seit Jahren mit starkem Zuwachs, immer kürzere Lieferzeiten zum Komfort des Endverbrauchers
  • dabei abflachende Konjunkturprognosen für Deutschland
  • Stetig wachsendes Verkehrsaufkommen auf der Straße, zusätzlich hohes Aufkommen des Lastwagenverkehrs auf den Autobahnen, welcher früher als Güterverkehr auf Schienen abgefertigt wurde

Vorteile des Gewerbegebiets

  • Schaffung von Arbeitsplätzen
    • In den riesigen Logistikhallen werden viele Prozesse automatisiert, sodass im Verhältnis zur Größe des Flächenverbrauchs nur wenige Arbeitnehmer beschäftigt werden. Hierbei handelt es sich zudem meistens auch um Niedriglöhner bei Lageristen oder LKW-Fahrern (die zudem oft aus dem Ausland herangezogen werden und hier als „Arbeitsnomaden“ ohne ihre Familien leben)
  • Gewerbesteuern
    • Steuern werden dort bezahlt, wo das Unternehmen seinen Hauptsitz hat, und das ist bei den meisten Großkonzernen nicht in Walsrode der Fall

 

Nachteile

  • Verlust von landwirtschaftlichen Flächen
    • erstens durch Aufkauf von Flächen für Gewerbetreibende
    • zweitens durch Kompensation als Neuanpflanzungen auf Ausgleichsflächen
  • Verlust von 95 ha Waldfläche mit all ihren positiven Leistungen
    • Produktion von 142,5 Mio. Litern sauberen (Trink-)Wassers
    • Produktion von 2197 Tonnen Sauerstoff
    • Filterung von 5825,5 Tonnen Staub und Ruß
    • Entzug von 1069,6 Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre
    • Bindung von 484,5 Tonnen CO₂
  • Versiegelung von grundwassernahen Standorten
    • die geplante Fläche grenzt unmittelbar an das Wasserschutzgebiet Düshorner Heide, welche das Wasserwerk Düshorner Heide beliefert. Versorgungsgebiete des Wasserwerkes sind Samtgemeinde Rethem, Samtgemeinde Schwarmstedt (ohne die Orte Nienhagen, Suderbruch, Lindwedel und Hope),Samtgemeinde Ahlden und Ortsteile von Walsrode (ohne Orte Honerdingen, Bockhorn, Westenholz, Hünzingen und Ebbingen)
  • Verlust an Steuereinnahmen aus der Verpachtung, Ernte, Forst und Jagdpacht
  • Verkehrsbelastung (Logistik arbeitet auch nachts!)
  • Verlust der Klima-, Schadstoff-, Lärmschutz-, Wasserneubildungs- und Wasserspeicherfunktion des Waldes an der Autobahn (s.o.)
  • Verlust der besagten Waldfläche als Lebensraum für Pflanzen und Tiere und als Erholungsort für Menschen
  • Verlust an Arbeitsplätzen für folgende (qualifizierte!) Berufsgruppen: Landwirte und ihre Angestellten, Förster, Forstwirte, Lohnunternehmer und ihre Angestellten, Personen zur Vermarktung von Getreide und Holz (Raiffeisen, Forstbetriebsgemeinschaft, Waldkonsulting, Biogasanlagen usw.), Weiterverarbeitende Betriebe (Holzindustrie und Handwerk)
  • Lärmbelastung durch zusätzliches Verkehrsaufkommen
  • Staubbelastung
  • Zerschlagung von ländlichen und dörflichen Strukturen, einhergehende Zerstörung des Landschaftsbildes
  • Verlust an Lebensqualität und Heimatgefühl, an touristischer Attraktivität unserer Dörfer (und damit weiterer Verlust an Einnahmequellen)
  • Wertverlust unserer Grundstücke und Immobilien